21 Jan

REDE VON SIMON DARLOW, STELLVERTRETENDER VORSITZENDER VON PRS FOR MUSIC AUF DER CREATORS CONFERENCE 2020 ÜBER BUYOUT-VERTRÄGE

Die folgende Rede wurde von Simon Darlow, stellvertretender Vorsitzender von PRS for Music, am Montag, den 3. Februar 2020, auf der „Creators Conference 2020“ gehalten. Diese wurde von der European Composer and Songwriter Alliance (ECSA) in Brüssel organisiert.

‚Bei den als „Buyout“ bezeichneten Vorgehensweisen erwerben Produktionsfirmen, in der Regel in der Audiovisions- oder der Computerspielebranche, die Rechte der Urheber*innen gegen Zahlung einer einmaligen Vergütung. Die Übertragung dieser Rechte ist nur allzu oft Vorbedingung für die Auftragsvergabe.

‚Buyout von mechanischen Rechten (Vervielfältigungsrechten) ist mittlerweile gängige Praxis in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich. Es gibt zwar immer noch Unternehmen, die die Einnahmen aus mechanischen Rechten mit den Komponist*innen teilen, aber jetzt sind Buyouts auch hier in Europa immer häufiger anzutreffen.

‚Immer häufiger hören wir aber von Komponist*innen, dass sie auch ihre Aufführungsrechte abtreten müssen. Wegen der sinkenden Tantiemen wird die ganze Situation untragbar, eine Entwicklung, die Ende letzten Jahres ganz extrem deutlich wurde. Da gab das amerikanische Sendernetzwerk Discovery Networks US als Erfordernisse Total-Copyright-Buyouts der Aufführungs- und mechanischen Rechte sowie den Rechteverzicht auf alle bereits zuvor von ihm in Auftrag gegebenen Werke bekannt.

‚Auch wenn Discovery aufgrund der heftigen Gegenreaktionen der Urheber*innen-Community gezwungen war, von diesem Vorstoß wieder abzulassen, so ist es doch ein deutlicher Hinweis darauf, wohin die Reise geht, wenn man das Schiff unkontrolliert aus dem Ruder laufen lässt.

‚Zu Beginn dieses Jahres führte die Ivors Academy eine Befragung unter ihren Mitgliedern über die Praxis von Buyouts im Vereinigten Königreich durch. Die markantesten Umfrageergebnisse enthüllen die wahre Natur der Beziehung zwischen Produzent*innen und Urheber*innen. So gaben 41 % der Urheber*innen an, dass sie mehr von ihren mechanischen Rechten abgeben mussten, als sie wollten. Weitere 35 % waren laut eigener Aussage in den letzten fünf Jahren in Total-Buyout-Verträge bzw. entsprechende Auftragskompositionsarbeiten involviert.

‚Junge Komponist*innen sind am ehesten gefährdet, ausgebeutet zu werden, da sie unbedingt Arbeit finden und ihre Karriere aufbauen wollen. Die nächste Komponist*innengeneration sieht einer düsteren Zukunft in Sachen Rechte- und Einkommensverlust für ihre Werke entgegen. Vorschusszahlungen für ihre Rechte sind übrigens nicht immer eine schlechte Option für Komponist*innen.

‚Es gibt Fälle, in denen solche Vorgehensweisen im besten Interesse der Urheber*innen sind, je nach Art des Werks oder Marktplatz. Ich arbeite zum Beispiel gerade für einen Fernsehsender im Nahen Osten, wo Aufführungsrechte kaum anerkannt werden. Ein gutes Honorar und die Wahrung all meiner Rechte im Falle einer weiteren internationalen Verwertung waren daher die für mich das bestmögliche Geschäft.

‚Fürs Protokoll: Ich habe noch nie einen Total-Buyout-Vertrag unterschrieben und würde es auch nicht tun. Im Allgemeinen entwerten Buyouts den Wert der Komponist*innen erheblich. Ausschlaggebend ist, dass die Entscheidung bei den Urheber*innen und nicht den Produktionsfirmen liegt. Das ist der eigentliche Zweck des Urheberrechts: den Berechtigten die Freiheit zu geben, die Kontrolle über die Nutzung ihrer Werke und somit ihres Eigentums, zu behalten.

‚Es gibt hier viele, wenn auch nicht immer einfache Lösungsansätze. Wir müssen dafür sorgen, dass der Urheberrechtsschutz auf der ganzen Welt funktioniert und Urheber*innen und ihre Rechte schützt. Ebenso muss die Kreativbranche in dieser Frage zusammenstehen und mit einer Stimme verkünden, dass wir unter diesen Bedingungen nicht arbeiten werden.

‚Ich genieße das Privileg, als Songwriter und Komponist arbeiten zu dürfen. Ich hatte Hits zusammen mit Künstlern wie den Buggles, Dollar, Grace Jones, Toyah, Cliff Richard, Shirley Bassey und anderen. Ich habe für zahlreiche Fernsehsendungen wie „BBC News“, die „Premier League“, „Top Gear“ und „Shanghai TV News“ komponiert.

‚Mir wurden Buyout-Verträge angeboten, die ich immer abgelehnt habe, weil ich unter solchen Bedingungen nicht arbeiten wollte. Aber ich bin hier einer der wenigen, die Glück hatten.

‚Das Urheberrecht ist seit 39 Jahren ein zentraler Bestandteil meines Lebensunterhalts. Ohne dieses Recht wäre ich nicht hier, um mit Euch darüber zu sprechen. Die Nutzung meiner im Laufe der Jahre verfassten Lieder und Musikstücke war für mein Einkommen von zentraler Bedeutung und ermöglichte es mir, meine Karriere aufrechtzuerhalten. Es kommt jetzt auf die anderen an, die genauso viel Glück hatten wie ich, ihre Rechte nun nicht aufzugeben und ihre Stimme zu erheben.

‚Wir müssen die nächste Generation von Komponist*innen ermutigen, mit uns stark zu sein. ECSA ist dafür natürlich eine ideale Plattform. Lasst uns also laut und stolz auf unsere Arbeit und unser Recht auf angemessene Vergütung sein.“

Um die Rede auf der PRS for Music Webseite zu lesen, klicken Sie hier

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